Ainringer Wirtshausgschichten
 Ainringer Wirtshausgschichten

Erzählungen...

                                                                                                                                                                       16.10.2017

Liebe Ainringer Geschichtenfreunde,

ich bitte um Verständnis, dass ich momentan keine Wirtshaus Geschichten mehr ins Internet stelle, denn das Buch ist am Fertigwerden und ich kann und will die besten Sachen nicht vorher veröffentlichen. Unter „Aktuelles2“ findet ihr aber die neuesten Geschichten und ich beginne in nächster Zeit meine Chronik zu schreiben.

05.02.2017

Schönen Sonntag, ich war grade im Badehaus. Es scheint die Sonne und es ist so schön, dass ich wirklich Tränen in den Augen hatte. Die ersten Badegäste vom Rupertihof waren schon um 10 Uhr da. Normal sperren wir erst um 10 auf, aber ich ließ sie schon mal rein und sie sagten, sie kommen alle wieder. Eine Dame vom Chalet 3 saß auf dem Sonnenbalkon und ich fragte „gefällt es Ihnen?“ Die Dame antwortete: „Das ist der schönste Ort an dem ich je gewesen bin“ Ihr Mann hatte den Urlaub zum Geburtstag bekommen, sagt die ganze Zeit Danke, Danke! Solche Dinge freuen mich und sind auch immer wieder der Grund, warum ich weiter mache. Das war schon bei der Musik so, beim Busunternehmen und auch bei allen meinen Geschäften. Solange es Spaß machte und das Publikum daran Freude hat mochte ich es auch. Wenn es nicht mehr passt, gebe ich euch allen einen Tipp: dann muss man es lassen. Zum Beispiel unser Busunternehmen, wenn die Leute nicht mehr mitfahren wollen und lieber fliegen, dann muss man halt einen Schlussstrich setzen.

Nun zu meinem verstorbenen Freund, dem Lederer Andi. Ich hab nochmal genau nachgedacht. Der Andi war ein ganz toller Mensch, auch seine Eltern waren sehr, sehr fleißige Leute. Sie waren Pächter vom Feuerwehrheim. So richtige Wirtsleut und ich glaube so über 30 Jahre haben Sie das gemacht. Der Andi sagte einmal zu mir, wir waren sehr gut befreundet, „das Feuerwehrheim ist super, wir machen ein gutes Geschäft, aber wir müssen sehr hart arbeiten und der ständige Druck vom Blumen… ich halt das nicht mehr aus. Ich brauch ein zweites Standbein! Ich glaube die wollen mich loswerden.“ Und so hat der Andi den Klosterhof gebaut. Zusammen mit seiner überaus tüchtigen Frau und er sagte zu mir. „Ab dem Tag ging der Neid los. Man hielt mir täglich vor ich würde mich ums Feuerwehrheim nicht mehr kümmern, obwohl das überhaupt nicht stimmte. Wir machten unseren Job.“ Nur sagte man, er hat vom Feuerwehrheim den Klosterhof gebaut. Indirekt stimmte das gar nicht. Andi war hohe Belastungen und ein großes Risiko eingegangen. Damals gab es noch die Hochzinspolitik. Auch das erzählte mir der Andi und er war voller Sorgen bei unserem letzten Zusammensein in Saalbach.

Zur Erinnerung: Andi und ich wollten einen Ainringer besuchen, den Sohn der Familie Gerns. Gerns und Gahler Freilassing war eine Strickfabrik. Sie wohnten aber am Ulrichshögl, gleich hinter der Reiteralm und der Andi war mit dem Gernsti gut befreundet. Auch ich kannte ihn sehr gut, er war so alt wie mein Bruder. Wir zwei fuhren also nach Saalbach und bevor wir Ihn besuchten kehrten wir noch in einem Gasthaus ein. Da kamen 30-40 Musikanten mit Trauerflor. Ich sagte zu einem: „Wem hobts denn eigrom“ Er sagte zu uns „den Gerns Peter, den Wirt vom Hotel Sonnleiten.“

Andi fiel das Gesicht hinunter und ich war auch geschockt. Ich sagte nur „do brauch ma nicht mehr hin fahrn.“ Andi war nicht gut beinand. Die Sorgen und das Geschäftliche und der Rausschmiss vom Feuerwehrheim hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Er hat natürlich auch kalkuliert, dass er mit dem Feuerwehrheim eine fixe Einnahme hat und somit den Klosterhof leichter finanzieren kann. Ich hatte einen lebenden Zeugen, dass es gut war und dass es auch gut geführt war. Unser Hans Stehböck aus Ainring, der leider nicht mehr lebt, er war Feuerwehrkommandant und Schuhmachermeister. Praktisch der Vater  vom jetzigen Stehböck Senior. Er war jedes Jahr Gast im Feuerwehrheim und schwärmte von dem guten Essen und den langen Bratwürsten. Der Andi und seine Familie hatten damals auch noch 400-500 a la carte essen am Tag. Ich hatte eine Bedienung die erst dort gearbeitet hatte. Ich kenne auch noch anderes Personal das dort unter Lederer gearbeitet hatte. Die Familie Lederer wollte man dort einfach nicht mehr, das steht fest. Das wissen auch viele Bayerisch Gmainer und Andis Freunde. Andi tat das sehr weh und er hat in Saalbach bei unserem Zwei-Tages-Urlaub so richtig ausgepackt. Nebenbei sagte er „meine Schwester ist kurz vorm Konkurs.“ Sie war die Frau vom Hotelier Bachmaier am Tegernsee, beziehungsweise an der Weißach. Ein Riesenladen. Er war so richtig fertig und er tat mir vom Herzen leid. Den Andi und seine Frau schätze ich sehr und es waren tolle Gastgeber. Das der Andi gekündigt wurde, das ist halt so und da kann man auch nicht viel dagegen machen, aber was das dann alles auslöst und was da dann alles daher kommt über das müssen auch so Herrschaften mal nachdenken. Andi hatte richtige Sorgen und ich besuchte ihn fast jeden Sonntagabend nach den Auftritten. Ich war auch voller Sorgen und mit dem Birkle Theo, dem Kastner Alfred und dem Koch Toni Senior saßen wir dann im Klosterhof. Der Andi tat uns so richtig leid. Ich hatte schon eine Idee wie man ihm helfen kann, aber dann kam der Zusammenbruch vom Bachmaier. Mit 6 LKW´s und ich glaube 20 Mitarbeitern haben wir dann diesen Bachmaier ausgeräumt um seiner Schwester noch in letzter Minuten zu helfen. Leider gab es nicht mehr viel zu helfen. Das war furchtbar traurig. Auch für Andis Mutter, die große Frau Bachmaier war pleite. Auch ihr brach man das Herz mit der Kündigung. Ich seh die Leute heute noch sitzen, in welcher Stimmung sie waren. Jeden Mittwoch waren wir dann beim Wasti. Dort dauerte es oft sehr lange. Der Andi bestellte sich meistens um ein Uhr noch ein gemischtes Eis mit Sahne. Ich sagte Andi, mach langsam, aber er wurde immer schwerer und meinte das wäre das Einzige was ich noch habe, schmecken tut es mir. Ich war voller sorgen, die Scheidung und so weiter und die Brände mir reichte es auch. Aber mir verging der Appetit. Ich wurde Gott sei Dank leichter. Andi fuhr dann mit dem Hotel- und
Gaststättenverband nach Madeira. Er meinte noch zu mir „ich muss weg!“ Bei dem Ganzen viel er in den Armen seiner Frau tot um. Das war was! 2 Kinder und der Andi mit seiner Frau in Madeira und seine Frau kam ohne den Vater zurück. Da fehlen mir die Worte, sowas vergisst man nicht. Genau ein Jahr später saß seine Frau auf dem Barhocker, ich glaube es war der Todestag und trank ein Glas Sekt auf ihren Andi. Man fand sie nur noch leblos. Sie starb an diesem Tag. Ich habe größten Respekt für die Kinder, die dann diesen Klosterhof weiter betrieben und die Sache sehr gut machten. Super tüchtige Dirndln wie man sie nur selten findet. Das sie dann den Klosterhof so gut verkaufen konnten war großes Glück. Ich glaube sie leben heute sorgenfreier als mit einem Hotel, das muss man auch sagen.

Vielleicht zum Schluss: einem Gastwirt braucht man heute nicht mehr neidig sein. Auch keinem Hotelier, egal wie groß er ist. Der Kampf wird immer härter. Ein ganz gescheiter Mensch sagte am Freitag zu mir: „ich hänge jetzt ein Schild in mein Restaurant ‚liebe Gäste, seit freundlich zu meinem Servicepersonal. Wir bekommen immer wieder neue Gäste, aber keinen neuen Kellner.‘ Soweit sind wir. Mir gefällt das auch nicht, aber es ist so.

Jetzt ist es Sonntag 12 Uhr ich muss zum Högl und vielleicht noch die, die nicht genau wissen um was es geht. Früher musste man in Ainring Beziehungen haben, aber das ist nicht nur so in Ainring. Hätte Franz Josef Strauß länger gelebt, hätte man ihn bestimmt zerrissen. Nur in Ainring warn die bestimmten Namen überall. Verwandtschaft und Freunde und das ist meiner Meinung nach für ein Bürgermeisteramt nicht gut. Als Bürgermeister darf man keinen Verwandten einstellen, auch mit Freunden und Bekannten ist das schon so eine Sache. Ich hab das oft genug erlebt. Wie sagte der Kaibe Luk? Lieber eine große Landschaft, wie eine große Verwandtschaft. Solang die Sonne scheint reichen sie dir den Sonnenschirm, wenn es regnet nehmen sie dir den Regenschirm und nicht nur das. Sie wissen schon was ich meine. Wie man mir früher in gewissen dingen geholfen hat, auch bei Baugenehmigungen im Landratsamt, das musste ich die letzten 10 Jahre mit unserem Nachbarschaftsstreit büßen. Auch wenn mir der Landrat früher geholfen hatte weil er wollte, dass im Tourismus was geht und auch wenn so mancher im Bauamt ein Auge zudrückte, ich musste das bitter, bitter büßen. Mein lieber Nachbar hat alles der letzten 20 Jahre aufgerollt. Es wurde alles untersucht, durchsucht und alles was vergessen wurde, wurde aufgekocht bis der Degel überging. Ich sage auch kein zweiter hätte das finanziell ausgehalten, was ich da im Nachhinein an kosten und so weiter hatte. Ich weiß das sich mancher denkt früher haben ihm doch Landrat und Bürgermeister geholfen auch mit der Bank war er gut Freund. Stimmt! Aber ich bin in meinem Leben niemand etwas schuldig geblieben und wenn doch, dann soll er sich an der Rezeption im Rupertihof melden.

In der nächsten Geschichte geht es wieder um den Dränverband die einfach keine Ruhe geben. Das wird noch interessant.

Schönen Sonntag.

02.10.2016

Mit 6 Jahren wurde ich eingeschult, sowie jedes normale Kind in Ainring. Als Sohn vom Berger war es von Anfang an nicht ganz einfach. Warum? Der Rupertihof war damals schon ein bedeutender Betrieb in Ainring uns schließlich hatten wir ja ein eigenes Schwimmbad, das „Berger Bad“. In der ersten Klasse gingen wir noch mit der Schule zum Baden oder zum Schwimmen lernen ins Berger Bad. Vom 4. Lebensjahr an, also 1964, war ich ja auch im Sommer immer im Schwimmbad und kannte dadurch schon die Lehrer. Also wie ich es anfangs schon sagte, es war nicht einfach. Unsere vielen Angestellten und Metzger, damals war noch beim Neuwirt die Metzgerei von meinem Vater und er schlachtete damals schon 30-40 Säue die Woche, 3 Rinder und so weiter. Die Metzger machten aus mir schon vor der Schule den Winnetou. Warum den Winnetou? Das ist leicht zu beantworten: Damals liefen die Filme im Kino und jedes Kind wollte doch irgendwo der Winnetou sein. Bei mir war das anders, ich musste was dafür tun. Der Hahnei Huaba Franzi, der Högl Ferdl, der Lukei (vom Kaibe Luk der Sohn) alle waren beim Neuwirt und bei den Metzgern. Die hatten schon Ideen wie man Winnetou werden kann. Eine der schlimmsten Aufgaben war einen lebenden Regenwurm zu essen. Da sprangen alle 3 Freunde ab. Ich jedoch packte den Regenwurm mit einer Semmel und dann war ich der Winnetou. Der Regenwurm war von der Wingei Mama ihrem Garten. Als die Wingei Mama das mitbekam hat sie die Metzger ausgeschimpft und ich tat ihr ja so leid. Einen Bandwurm würde ich bekommen. Danach konnte ich nicht mehr schlafen. Meine Mutter hat mich sehr verwöhnt, das stimmt und ich war immer wenn’s mal zum Fortfahren war sehr schön angezogen. Jetzt war ich der Winnetou, aber die Metzger sagten, nein da musst du noch viel machen. Zwischen dem Schlachthaus und der Kühlung beim Neuwirt war eine große Dreckpfütze. Am Montag voll Blut, Kot von den Rindern und Schweinen und wenn es stark regnete war das schon eine 20-30 cm tiefe Pfütze. Ich war schön angezogen, weil wir ja fort fahren wollten. Vor der Abfahrt musst ich meinen Vater vom Neuwirt holen, der saß noch mit seinen Kameraden am Stammtisch. Meine Mutter saß angezogen vorm Haus. Als mich die Metzger mit meinem neuen Gwand sahen sagten sie: „Zeit für die nächsten Auflage“. „Ein Härtetest“ meinte der Spitzauer Lak und der Rudi lachte, das war sein Bruder. Rudi Spitzauer aus Leobendorf. Wenn du Winnetou sein willst, dann musst du dich vor der Abreise noch einmal drehen. Ich drehte mich, Nein nicht hier! In der Pfütze zwischen Schlachthaus und Kühlung und zum Trocknen ins Sägemehl, das sie für die Räucherkammer brauchten. Ohne zu bremsen habe ich diesen Akt durchgeführt. Meine Mutter schrie „wo bleibt da Papa?“ Also ging ich in die Gaststube. Alle lachten und mein Vater meinte, so brauchen wir nirgends mehr hinfahren und blieb sitzen. Meine Mutter stocknarrisch, so wars halt. War ich jetzt der Winnetou? Nein, da gab’s noch mehr: der nächste Härtetest. Der Franzi, der Lukei und der Fertl hatten große Freude, irgendwo waren sie doch neidisch, weil ich der Winnetou war, aber sie waren viel schlauer als ich. Sie waren aber auch älter. Mir war wichtig Winnetou zu werden. Ich ging immer in der Badehose in Richtung Berger Bad vorbei am Neuwirt und die Metzger, wenn mich sahen hatten schon irgendeine Aufgabe. Ich war noch nicht in der Schule und lernte schon so manche Dinge, die man heute sexuelle Belästigung nennen würde. Die Bedienung vom Rupertihof, die Martina, hatte den ersten Minirock und die Metzger gingen zum Essen. „Oh, schau die Fias o!“ sagte der Jak, der Rudi meinte „Thomas, nächster Härtetest, wenn die Martina die Essen zu den Gästen trägt und die Hände voll hat läufst du mit der Badehose ins Lokal und reißt ihr den Rock hoch so dass wir alle die Unterhose sehen.“ Sie hatten gesagt du musst das weißte Fleckerl sehen. Ich Depp hab das natürlich wider getan. Die Schneiderin stellte die Teller nieder und hat mich so abgewatscht, dass ich das auch nicht mehr vergesse.

 

Morgen geht’s weiter bei den Wirtshausgeschichten und bei meiner Vorschulzeit, die bestimmt auf meine Schulausbildung keinen guten Einfluss nahm. Eigentlich wollte ich noch auf die Baustelle, aber es regnet. So ham Sie wenigsten was zu lachen. Ein lebender Zeuge ist der Spitzauer Rudi aus Leobendorf, der immer wenn er mich sieht sagt „weiß du noch beim Neuwirt? Ja sag ich, ich weiß alles und er lacht.

 

Also Leute das ist alles wahr. Vielleicht hab ich heute noch Zeit, dann schreib ich euch die Geschichte wie in Ainring der erste Teer auf der Straße kam. Ich weiß das noch wie heute. Die Firma Wölke hatte so einen schwarzen Teerwagen mit schwarzem, kalten Bitumen (flüssiger Teer).

 

16.05.2016

Gestern musste ich mal wieder von Herzen lachen. Wir hatten Besuch von unserer Verwandtschaft und haben uns darüber sehr gefreut. Am Ulrichshögl ein großer Tisch und die Lenzei -Verwandtschaft war geschlossen anwesend. Das sind meine Lieblingsverwandten, denn sie sind noch da wenn mal nicht die Sonne scheint. Ich muss ganz ehrlich sagen, das sind einfach tolle Leute. Früher konnte ich hier immer was erfahren für meine Wirtshausgeschichten, aber jetzt sind sie stumm. Gestern wollte ich was wissen, da sagte die Rosi wir sagen nichts mehr, sonst steh ma auch no im Biache. Ich sagte, tot gefürchtet ist auch gestorben. „Naa“ hots gsogt, „mia hom Angst, wei die bringans sowieso nu um wennst weida schreibst!“ und alle lachten.

Ja eins hab ich doch erreicht, alle sind ein bisschen vorsichtig geworden und es redet sich nicht mehr ganz so leicht über den Berger wie früher. Am anderen Tisch saß die Frau Moik mit ihrer Verwandtschaft, die Frau von Karl Moik und auch hier gab es ein schönes Gespräch. Der Nachbar der Moiks, der Paul fragte, „wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“ Ich sagte da gibt’s mehrere Geschichten, aber eine die vergess ich nie. 1980 oder 1981 ich war 21 Jahre alt und es war schon sehr schwierig Leute her zu bringen, aber es lief doch schon so wie man es sich eigentlich nicht mehr vorstellen kann. 20 Busse war ein schlechter Tag, 40 Busse gut. In der Regel waren schon 50 Ausflugsbusse im Rupertihof pro Tag und wollten den singenden Wirt hören. Am Ainringer Hof hatte die Firma Wernecke das Gasthaus gepachtet. Dort traten schon die großen Künstler auf. In Ainring rührte sich was. Die Werbefirma konnte ein so großes Gasthaus selbst nicht betreiben. Es gab Probleme an allen Ecken und irgendwo hatte der Herr Wernecke, der Chef der Firma, die Idee den bekannten Fernsehmoderator Lou van Burg nach Ainring zu bringen. Vielleicht können sie sich an die Sendung „der goldener Schuss“ erinnern? Viele Samstagabendsendungen moderierte der bekannte holländische Moderator. Er hatte sicher über 200 kg Lebendgewicht und war eine besondere Erscheinung. Die Werbefirma Wernecke sagte: pro Tag mindestens 1.000 – 1.500 Gäste und das 8 Wochen lang. Ich brauchte ein Zelt für 8 Wochen wer hat sowas? Hier fielen mir nur noch die Weildorfer ein. Damals gab’s noch keinen Zeltverleih ich kannte zumindest keinen. Die Weildorfer hatten ein schönes Zelt mit Holzgestell, ganz gemütlich. Das haben wir gleich mal für 8 Wochen reserviert. Beim Müller Brot damals hab ich tonnenweise Kuchen bestellt, denn die Gäste bekamen alle kostenlos Kaffee und Kuchen, 20.000 Papierteller und Besteck unsere Lager warn voll. Ich weiß gar nicht mehr wie das alles so ging. Am Montag rief ich nochmal bei Wernecke an, ich glaub es war Anfang Mai und sagte „Wieviel Gäste haben wir nächsten Montag?“ „Bestimmt über 1.000 zwischen 1.000 und 1.200 garantiert. Wir richteten alles her ich stellte Personal ein. Ja es war schon eine große Sache. Am Freitag kam der damalige Chef, mit dem ich seit meinem 16. Lebensjahr zusammengearbeitet und für den ich musizierte und ein sehr gutes Verhältnis hatte. Er sagte nur „setz dich hin, Lou van Burg kennen die Österreicher nicht. Wir haben am Montag nur 70 Gäste. Da hat es mich umgehauen. Das Schlimmste war für mich eigentlich was die Leute sagen, die Blamage. Herr Wernecke sagte du kennst mich den Schaden den du hast übernehme ich, wir müssen die Sache durchziehen. Der erste Montag, das Zelt stand leer hinterm Haus, 2 österreichische Busse fuhren vor 73 Gäste. Lou van Burg erschüttert. Eine 5 Mann Band. Oh mein Gott, ich wusste nicht mehr aus und ein. Ich stand vor dem Haus und wollte gar nicht ins Lokal, aber mein Auftritt war vor dem Stargast und ich sollte die Gäste in Stimmung bringen. Da fuhr ein schwerer Mercedes, eine S-Klasse mit Salzburger Kennzeichen, vor. Ein großes Schild in der Windschutzscheibe auf dem OFT stand. Eine Frau stieg mit einem Dackel aus, ich dachte „den Dackel kenn ich, das ist der Wasti.“ Die Frau, das muss dann die Frau Moik sein. Ich ging auf sie zu und begrüßte sie, sie war sehr nett und sagte: Ihr Mann würde sie schicken, sie solle sich mal das Programm von Lou anschauen. Jetzt hing viel von mir ab. Ich erzählte ihr das ganze Fiasko, statt 1.500 Leute nur 70 und das ich jetzt fast erledigt sei. Sie sagte „scheiß da nix, vielleicht kann dir der Karl helfen.“ Sie hörte mir sehr aufmerksam zu, schaute sich dann noch eine Stunde den Lou an und lachte sich kaputt wie er als erstes Lied um 15 Uhr „guten Abend, guten Abend meine Damen und Herren“ sang. Jetzt muss ich zum Högl, schreib vielleicht heute nochmal weiter. Wünsche euch einen schönen Pfingstmontag. Fortsetzung folgt...

07.05.2016

Habe heute mit meiner Mutter einmal wieder gut reden können. Sie war ganz klar und ich sagte, morgen feiert der Helmut (mein Bruder) am Högl seinen 75 Geburtstag. „Naa!“ Hots gsogt „75 Joahr?“ Über meinen Bruder Helmut möchte ich heute eine Geschichte schreiben die schon sehr bewegend ist. Mein Vater war das erste Mal verheiratet mit Helmut und Hansis Mutter Walburga Berger. Der Helmut ist also 1941 geboren, mitten im Krieg und zwar in München. Weil seine Mutter bei einer Familie Zeller als Köchin und Haushälterin im größten Schwimmbad Münchens, der Floßlände, beschäftigt war. Die Familie Zeller hatte keine Kinder und für sie war die Walburga als geborene Wallner aus Teisendorf wie eine Tochter. Sie sagten auch immer: „Du musst mit dem Hans mal die Floßlände übernehmen“ Als Helmut auf die Welt kam merkte man schon das irgendwas nicht ganz stimmt. Der große Kopf passte nicht zu dem kleinen Körper. Man nannte das die „englische Krankheit“. Helmut war 2 Jahre alt und es stand nicht gut um Ihn. In der Kriegszeit war diese Krankheit natürlich nicht so wichtig und es war für die Mutter mit dem kranken Kind eine sehr schlimme Zeit. Der Vater war in Russland, er bekam Heimaturlaub und fuhr zum 3. Geburtstag vom Helmut nach München. Er war an der Front und was er mir so erzählte war es auch für Ihn nicht einfach. Im Zug lernte er einen Arzt kennen und erzählte ihm von den vielen Briefen seiner Frau und lies ihn lesen was Helmuts Mutter alles schrieb und was die Ärzte in München über Helmuts Zustand sagten. Der Arzt gab meinem Vater folgenden Rat: „Wenn sie nach Hause kommen machen sie folgendes. Habt Ihr eine Holzhütte?“ Mein Vater erwiderte er glaube ja. „Von der Seite wo der Wind kommt reißt ihr jedes 2. Brett raus und gegenüber auch, das in der Hütte sozusagen der Wind durch pfeift. Stellt Tag und Nacht das Kinderbett in der Hütte auf, der Junge braucht viel frische Luft. Deckt ihn gut zu, aber lasst den Kopf immer raus schaun. Keine Kopfbedeckung!“ Mein Vater kam nach München und sie haben es genauso gemacht wie der Arzt sagte. Vom Frühjahr bis zum Herbst schlief Helmut in der Holzhütte, wurde gesund und kann morgen am Ulrichshögl seinen Geburtstag feiern.

24.01.2016

Das ist wirklich eine Sonntagsgeschichte und ich habe in den letzten Tagen noch mit ein paar Leuten geredet die das wissen. Es soll einfach nicht in Vergessenheit geraten. Meine Mutter ist 88, aber das alte weiß sie noch ganz genau und trotzdem vergewissere ich mich bei andern Zeugen, denn das Ganze kann man nicht aufs erste Mal glauben. Zwischen ´56 und ´60 gab es bei uns eine Küchenhilfe, die nach der 8ten Klasse, also mit 14-15 Jahren bei uns anfing. Sie war hübsch und sehr begehrt, einer erzählte mir, er hätte schon mit 12 Jahren mit ihr Doktor gespielt. Die interessantesten Sachen erzählte man ja sich am Stammtisch, aber eine Geschichte hat mich sehr bewegt und geschockt. Ich wollte sie eigentlich erst im Buch schreiben, aber ich glaube es ist jeder Tag wichtig, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Man weiß ja nie! Das Mädchen mit 15 Jahren oder vielleicht auch 16, ich lege mich nicht so genau fest, denn die Insider wissen wer es ist und bei dieser Geschichte schreib ich keinen Namen. Sie ist zu krass.

Meine Mutter erzählte mir, dass sie schon lange merkte, dass die junge Küchenhilfe schwanger ist oder schwanger sein könnte. Auch ihre Mitarbeiterin war der gleichen Meinung. Sie war auch ganz anders und sehr traurig. Unser Herr Walter, der Bademeister von dem ich schon oft geschrieben hab, dessen Frau kam zu meiner Mutter und sagte: „das Mädel ist schwanger, das geht nicht gut aus.“ Unter der Arbeit weinte sie fürchterlich und war auf einmal verschwunden. Mein Onkel Max, der Wandermusikant, hat sie zufällig in Richtung Berger-Bad laufen sehen. Der Walter, meine Mutter und ihre Kollegin hinterher. Sie war schon im Wasser und wollte sich ertränken. Meine Mutter und der Walter zogen sie heraus und trösteten sie. Wie dann das ganze genau war, will ich nicht schreiben, nur eins sollte man vielleicht bei dieser Geschichte nicht vergessend, dass sie minderjährig war und von einem Ainring Geschäftsmann schwanger war. Soviel ich weiß sperrte man den dann ein und er war für ein halbes Jahr verschwunden. Da kamen noch ein paar Delikte dazu, aber wenn ich das schreibe wisst ihr genau wer das war. Ihr solltet auch ein bisschen rumfragen, damit ihr wisst, dass alles stimmt was ich so schreibe. Es gibt genug die diese Geschichte kennen. Was mich an dieser Geschichte sehr bewegt hat, wie mir 2 ältere Damen und ein älterer Herr erzählt haben, dass sich nur einer traute den Erzeuger darauf anzureden, ob er es nötig hat mit einer 15-jährigen ins Bett zu gehen. Dies passierte beim heimgehen vom Rupertihof und ganz genau beim Brunnen hat er ihm das vorgehalten. Der I. L. hat´s ihm ganz deutlich gesagt. Er solle sich schämen. Er wurde dann so zusammengeschlagen, dass er angeblich keinen Zahn mehr im Mund hatte. Von dieser Tat durfte nie gesprochen werden, denn der Herr war gefürchtet und keiner hat sich so recht getraut das Ganze noch einmal zu erwähnen. Nur der Gommei hat des Öfteren ausgespuckt. Aber der hat sich dann auch nicht mehr getraut, denn ich war einmal dabei wie er den Hermann auch herschlug, wie er nur eine kleine Bemerkung über diesen Fall machte. Ja, es ist schon ganz wichtig, dass so Sachen aufgeschrieben werden und in den Köpfen der Menschen bleiben. Ich hab dann noch einmal sowas ähnliches, nur leider noch schlimmer. Ich weiß noch gut, wenn ich als Kind die Unterhaltungen der Herren am Stammtisch verfolgt habe. Freilich war früher alles anders, aber was mich wundert, dass man damals alles verschwiegen hat. Nur ein paar Leute, die ich sehr gut kenne und schätze, haben sich getraut diese Vorgänge zu erwähnen. Dass sie wahr sind und eigentlich noch viel schlimmer sind wie ich sie schreibe, das wissen die Insider. In nächster Zeit werd ich überhaupt so schreiben, dass sich die Leser ein bisschen Gedankten machen müssen, wer was war, denn mit den Nachfragen merkt man, das meine Geschichten nicht erfunden sind. Ja, meine Mutter hat viel erlebt und ich hab erst gestern mit ihr gesprochen, ob sie was dagegen hat wenn ich das schreibe. Sie sagte nein, man soll das nicht vergessen und überhaupt, soll man schon wissen wie die Damen und Herren früher so waren. Morgen wenn ich Zeit habe geht’s dann weiter und ich fang langsam mit meinem Lebenslauf an. Die letzte Geschichte war ja wie ich auf die Welt kam und ab morgen bin ich dann 3 Jahre und mit 3-4 fing ich ja schon zum Denken an, es gibt Dinge, die man nicht vergisst, an die kann man sich dann schon noch erinnern.

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